Hannahlisa Kunyik
„Warum Erinnern?“
Für die Eröffnungsveranstaltung der „Steine der Erinnerung“ hat die Künstlerin Hannahlisa Kunyik eine Performance erarbeitet und erzählt im Interview, wie es zu der Zusammenarbeit kam.
Wie ist Initiator Thomas Kreuz an Sie herangetreten?
Thomas und ich kamen bei einem Zusammentreffen ins Gespräch über meine Arbeit und ich erzählte ihm über mein Buch, das im Frühjahr bei SCHLAFZIMMERPRODCTION erschienen ist. Darin habe ich, anhand einer Debatte über eine Ausstellung, unterschiedliche Begriffe der Politik und der Geschichte der Kunst sowie der Rolle des historischen Minimalismus und seiner Bedeutung für Gegenwartskunst erarbeitet. In unserem Gespräch über die Rolle von Geschichtswissen teilten Thomas und ich ein grobes Unbehagen hinsichtlich der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung der letzten Jahre. Anschließend fragte er mich, ob ich etwas für die Eröffnung der „Steine der Erinnerung“ machen möchte.
Wie gestaltete sich der Umgang mit den Themen Deportation, Krieg, Aufarbeitung?
Ausgehend davon, dass gegenwärtig offensichtlich eine (Re)Normalisierung des rechten Diskurses geschieht, sich nationalistische und rassistische Positionen in einem mir bisher neuen Ausmaß in unsere Alltagsprache und unser Alltagsfühlen einschleichen und eine sprachliche Entmenschlichung bestimmter Menschengruppen und dementsprechende politische Behandlung derselben nicht mehr nur in der Ferne vorstellbar ist, sondern real vor unseren Türen stattfindet, ist eine verstärkte Beschäftigung mit unserer Geschichte gerade wohl besonders wichtig. Während meiner Recherchearbeit für diesen Anlass haben aber insbesondere aktuelle Debatten rund um die Documenta gezeigt, wie schmal der Grat zwischen guter und vielleicht gut gemeinter Gegenwartsanalyse mit historischen Bezügen ist.
Welche Gedanken haben Ihre Vorbereitungen begleitet?
Also zum einen eben stark die Frage nach einer angemessenen, geschichtsbewussten Gegenwartsanalyse und dann vor allem die Frage danach, was eine Ästhetik heute ausmacht, die sich gegen autoritäre gesellschaftliche Tendenzen positioniert. Streckenweise war ich der Meinung, es wäre vielleicht besser, das Hip-Hop-Duo KLITCLIQUE oder auch The Jewish Renaissance Boxing Club für eine Performance anzufragen. Ich habe mich dann entschieden, die Auseinandersetzung mit geschichtspolitischen und Erinnerungsfragen in einem Reenactment einer bestehenden Rede aufzugreifen, im Sinne der „kleine Geste“, die in ihrer ästhetischen Qualität durchaus auch als Gegenstandpunkt zu brachialen Bildern und Gesten verstanden werden kann, wie sie gegenwärtig etwa neofaschistische Gruppen produzieren (lassen).
kunyik.com
Für die Eröffnungsveranstaltung der „Steine der Erinnerung“ hat die Künstlerin Hannahlisa Kunyik eine Performance erarbeitet und erzählt im Interview, wie es zu der Zusammenarbeit kam.
Wie ist Initiator Thomas Kreuz an Sie herangetreten?
Thomas und ich kamen bei einem Zusammentreffen ins Gespräch über meine Arbeit und ich erzählte ihm über mein Buch, das im Frühjahr bei SCHLAFZIMMERPRODCTION erschienen ist. Darin habe ich, anhand einer Debatte über eine Ausstellung, unterschiedliche Begriffe der Politik und der Geschichte der Kunst sowie der Rolle des historischen Minimalismus und seiner Bedeutung für Gegenwartskunst erarbeitet. In unserem Gespräch über die Rolle von Geschichtswissen teilten Thomas und ich ein grobes Unbehagen hinsichtlich der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung der letzten Jahre. Anschließend fragte er mich, ob ich etwas für die Eröffnung der „Steine der Erinnerung“ machen möchte.
Wie gestaltete sich der Umgang mit den Themen Deportation, Krieg, Aufarbeitung?
Ausgehend davon, dass gegenwärtig offensichtlich eine (Re)Normalisierung des rechten Diskurses geschieht, sich nationalistische und rassistische Positionen in einem mir bisher neuen Ausmaß in unsere Alltagsprache und unser Alltagsfühlen einschleichen und eine sprachliche Entmenschlichung bestimmter Menschengruppen und dementsprechende politische Behandlung derselben nicht mehr nur in der Ferne vorstellbar ist, sondern real vor unseren Türen stattfindet, ist eine verstärkte Beschäftigung mit unserer Geschichte gerade wohl besonders wichtig. Während meiner Recherchearbeit für diesen Anlass haben aber insbesondere aktuelle Debatten rund um die Documenta gezeigt, wie schmal der Grat zwischen guter und vielleicht gut gemeinter Gegenwartsanalyse mit historischen Bezügen ist.
Welche Gedanken haben Ihre Vorbereitungen begleitet?
Also zum einen eben stark die Frage nach einer angemessenen, geschichtsbewussten Gegenwartsanalyse und dann vor allem die Frage danach, was eine Ästhetik heute ausmacht, die sich gegen autoritäre gesellschaftliche Tendenzen positioniert. Streckenweise war ich der Meinung, es wäre vielleicht besser, das Hip-Hop-Duo KLITCLIQUE oder auch The Jewish Renaissance Boxing Club für eine Performance anzufragen. Ich habe mich dann entschieden, die Auseinandersetzung mit geschichtspolitischen und Erinnerungsfragen in einem Reenactment einer bestehenden Rede aufzugreifen, im Sinne der „kleine Geste“, die in ihrer ästhetischen Qualität durchaus auch als Gegenstandpunkt zu brachialen Bildern und Gesten verstanden werden kann, wie sie gegenwärtig etwa neofaschistische Gruppen produzieren (lassen).
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